Corona-Psychologie 1: Die Mühen der Prävention

Corona-Psychologie 1: Die Mühen der Prävention

In vielen Bereichen des Lebens werden Menschen dazu angehalten, ihr Verhalten zu ändern. Sie sollen weniger rauchen, weniger bzw. nicht das falsche essen, sich mehr bewegen, sich an die betrieblichen Sicherheitsstandards halten, Schutzkleidung tragen, etc. Während der aktuellen Corona-Krise wird verlangt, dass sie ihre sozialen Kontakte reduzieren, Abstand halten und sich häufig die Hände waschen sollen.

Aber Menschen sind Unlustvermeider

Oft ist es für viele Menschen sehr schwierig, das von ihnen verlangte Verhalten umzusetzen. Ein wesentlicher Faktor dafür ist, dass der unmittelbare Gewinn aus dem Aufrechterhalten des „falschen“ Verhaltens meist größer ist als der indirekte, zeitverzögerte und oftmals gar nicht spür- und erlebbare Gewinn aus dem „richtigen“ Verhalten. Will sich jemand das Rauchen abgewöhnen, seine Ernährung umstellen oder mehr Bewegung machen, gibt es im ersten Moment keine direkt spürbare Belohnung, aber stattdessen ein großes Unlustgefühl, denn eigentlich fällt es wahnsinnig schwer, das alte Verhalten sein zu lassen. Ständig kreisen also sehnsuchtsvolle Gedanken um die vermisste Zigarette, die vermisste Schokolade und man hasst oft am Beginn die ungewohnte körperliche Anstrengung, die gesunde Bewegung so mit sich bringt. Ebenso ist während der Corona-Krise die warme Frühlingssonne im Park vor dem Fenster für manche viel verführerischer als die Warnungen aus dem TV-Programm, zu Hause zu bleiben. Hier kämpfen aber auch die kühle Vernunft gegen heiße emotionale Impulse. Daher gilt, wenn die Sehnsucht nach dem alten Verhalten sehr mächtig und die Unlust am neuen Verhalten groß ist, scheitern Versuche häufig, etwas am eigenen Verhalten zu ändern.

Kein Erlebnis ist keine Belohnung

Wenn sich jemand das Rauchen abgewöhnt, sich im Unternehmen immer an alle Sicherheits- und Gesundheitsvorgaben hält und zu Hause bleibt und soziale Distanz wahrt, ist die Belohnung dafür, dass „nichts“ passiert. Man bekommt keine Lungenerkrankung, verletzt sich nicht, man wird nicht von giftigen Gasen und Dämpfen kontaminiert und wird nicht vom Virus infiziert. Also, viel Anstrengung für wenig Erlebnis. Weil die unmittelbare Wirkung präventiven Verhaltens allein Menschen also schwer dazu bringt, ihr Verhalten anzupassen (denn es gibt oft keine unmittelbare Belohnung dafür), benötigen Menschen andere Formen eines positiven Feedbacks, um das gesundes und sicheres Verhalten dennoch umsetzen zu wollen.

Die Schlussfolgerungen daraus?

Menschen benötigen Anreize und Erfolge zur Änderung ihres Verhaltens, die stark genug sind, um die Unlust der Verhaltensänderung zu überwinden. Das ist beispielsweise das Definieren, Erreichen und Belohnen von kleinen Zwischenzielen, das Verhalten und Feedback von Modellpersonen und -gruppen, etc. Mehr dazu folgt in Teil 2.